Dienstag, 3. April 2018

Gastbeitrag: News aus Sambia - Young Leader Nora Dudene berichtet


Manager Jan und Young Leader Nora berichten erneut aus Sambia! 
Was sich im Projekt getan hat erzählt uns Nora Dudene:

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Treffen mit dem Chief
Nach einer mehrstündigen Fahrt von Lusaka nach Choma, die uns zum Teil über Straßen führte, die in Europa als unpassierbar gelten würden, kamen wir in Botoka an. Dort besuchten wir die idyllische Mühle von Chris und bekamen somit einen ersten Eindruck, was mit den Unmengen an Mais passiert, der auf den schier endlosen Maisfeldern wächst. Dieser wird zunächst gereinigt, geschält und anschließend zu Maismehl mit unterschiedlichen Mahlgraden verarbeitet. Während das stark ausgemahlene, helle Maismehl als „Breakfast“ bezeichnet wird und deutlich beliebter ist, wird das vollkornähnliche Maismehl Roller Meal genannt. Beide Sorten werden für ‘nshima‘ verwendet, welches ähnlich wie Polenta zubereitet wird.

In der Dämmerung fuhren wir noch die letzten Kilometer bis zu unserer Unterkunft bei Chris. Im ländlichen Afrika angekommen, gibt es in unserer Umgebung nur 4 Stunden Wasser am Tag, weshalb wir noch schnell unter die Dusche hüpfen, bevor der Tank wieder leergelaufen ist. Der Abend endete nach einem echt-sambischen Bier früh, damit wir noch einmal alle Kräfte für die bevorstehenden Tage sammeln konnten, in welchen wir vollends in das uns noch immer so fremde Land und Kultur eintauchen wollen, um Informationen für das Projekt in Petauke zu sammeln und Marktforschung zu betreiben.

Mais reinigen
Die kommenden zwei Tage waren gefüllt von Gesprächen mit Experten für Landwirtschaft sowie lokalen Geschäftsmännern und Farmern. Bei der NGO „Musika“, die sich auf die landwirtschaftliche Entwicklung in Sambia konzentriert, lernten wir viel über die Challenges in Bezug auf den geringen Bildungsstand vieler Farmer sowie die Bedeutung von Diversifizierung für die Zukunft der Landwirtschaft. Mit Chris‘ Geschäftspartner, der viel Erfahrung in der sambischen Wirtschaft hat, besprachen wir erste konkrete Ideen für die uns bevorstehenden Aufgaben in Petauke.

Zwischendurch machten wir unsere ersten Erfahrungen mit dem Essen von ‘nshima‘. Dieses wurde uns in einem Restaurant zusammen mit Village Chicken in einer Tomatensoße sowie etwas Grünzeug serviert. 

Die komplette Mahlzeit wird mit den Händen gegessen: das nshima wird zu einer Kugel gerollt und dann mit dem Grünzeug oder auseinandergezupften Hähnchen in die Soße getunkt und anschließend in den Mund gestopft. Servietten gibt es nicht. Es ist schmackhaft und vor allem das nshima sehr sättigend. Dennoch ist uns bewusst, dass der ärmste Teil der lokalen Bevölkerung sich nur selten ein Stück Fleisch oder Fisch zu seinem nshima leisten kann.

Nshima
Auch ein Besuch beim Sekretär des lokalen Chiefs, der für die strategische Entwicklung des Choma-Distriktes verantwortlich ist, gehörte zu unserem Programm. Er führte uns über seine beeindruckende Farm, auf der er sich vor allem auf die Baumaufzucht konzentriert. Mit ihm zusammen besuchten wir die Mboole Primary School, um mit dem stellvertretenden Schulleiter über die Problematik der Mangelernährung von Schulkindern zu sprechen. Doch statt über eine Verbesserung der qualitativen Nährstoffe in Schulessen zu diskutieren, mussten wir lernen, dass die Schule den Schülern aktuell gar keine Verpflegung zur Verfügung stellen kann. Kinder, die 5km zur Schule laufen, kommen dort hungrig an, können sich während des Unterrichtes nicht konzentrieren, und laufen abends die 5km auch wieder hungrig heim. Anstatt über Mangelernährung zu sprechen, sprachen wir also über nicht vorhandene Nahrung. Schweigend und schwer betroffen traten wir den Heimweg an.

Am nächsten Morgen ging es früh los in Richtung Livingstone, dem touristischen Zentrum Sambias. Denn ohne einmal pitschnass in der Gischt der Viktoriafälle zu stehen, sollte keiner Sambia verlassen. So standen wir wenige Stunden später bis auf die Knochen durchnässt auf der Viktoria Falls Bridge und waren sprachlos von dem Ausblick, der sich uns über das Weltnaturerbe bot. Da es dem Ende der Regenzeit zugeht, waren die Fälle bis zum bersten gefüllt und man konnte zum Teil kaum 20 Meter weit blicken! Die Gischt sprüht so hoch, dass wir sie auch noch bei einem Kaffee in einer Waterfront Lodge wenige Kilometer flussaufwärts beobachten konnten.

Ende der Regenzeit
Erschöpft kamen wir bei unseren Gastgebern an, einem Deutschen mit sambischer Frau. Bei Wein und deutschem Gulasch lernten wir viel von dem sehr gebildeten Paar über die sambische Gesellschaft und lauschten bis spät nachts den Geschichten, die sie in ihrer gemeinsamen Zeit in Sambia erleben durften. Nicht ausgeschlafen, aber dennoch hellwach starteten wir den nächsten Morgen, denn wir würden auf eine kleine Safari in den Mosi-oa-Tunya National Park gehen. Vorbei an Herden von Impalas, Zebras, Warzenschweinen und Gnus, einem Flusspferd sowie einer Giraffenfamilie, ging es zum Highlight des Parks: den Southern White Rhinos (Nashörner). Die Mutter und ihr 5 Monate altes Kalb werden rund um die Uhr von Rangern bewacht. Und als wir nur 20 Meter entfernt von den Beiden diesen atemberaubenden Moment mit unseren Kameras verewigten, waren wir froh, dass der Ranger auch Sicherheit für uns bot. Noch völlig euphorisch von den vergangen Stunden machten wir uns auf den Weg zurück nach Choma, denn ein aufregender Samstag sollte uns bevorstehen.

Über Feldwege, die unbefahrbar erschienen, erreichten wir endlich den „Palast“, der für uns Europäer allerdings wie ein normales Häuschen erscheint. Heute würden wir den Chief treffen, der traditionelle lokale, sehr mächtige Führer, der großen Einfluss auf die Bürger in seinem Gebiet hat. Es gibt über 50 Chiefs in ganz Sambia, die mehr oder weniger traditionell ihr Amt ausüben, welches beispielsweise auch die Vergabe von Land beinhält. Chief Cooma, his Royal Highness, ist eine sehr aufgeschlossene und freundliche Persönlichkeit. Offen können wir mit ihm über verschiedene Themen sprechen, wie zum Beispiel dem Düngen mit organischem Kompost und Kuhmist.

Viktoriafälle
Nach einem entspannten Sonntag machten wir uns wieder zurück auf den Weg nach Lusaka. Auf dem Weg dorthin trafen wir Sebastian Scott auf seiner Farm. Der Sohn des ehemaligen weißen Vizepräsidenten Sambias bewirtschaftet seine Farm komplett organisch und mit dem System des Intercropping. Die Ergebnisse sind beeindruckend und mal wieder nehmen wir viele Informationen mit, die wir in das Projekt in Petauke einbringen können.
Die nächsten zwei Nächte verbringen wir in Lusaka und genießen etwas die „Ruhe vor dem Sturm“, bevor es früh am Mittwochmorgen in Richtung Osten nach Petauke geht.

Chris hat einen fantastischen Job gemacht und uns Land und Leute näher gebracht. Wir haben ein grundlegendes Verständnis für die sambische Gesellschaft entwickelt und sind uns der Herausforderungen der kommenden Zeit bewusst geworden. Nach dieser Woche mit zahlreichen interessanten und lehrhaften Gesprächen wurden wir uns bewusst, dass wir in einem Land arbeiten werden, in dem vieles anders läuft als in Deutschland. Wir würden mit einer fremden Arbeitsweise, von der westlichen Vorstellung abweichenden moralischen Einstellungen und einem afrikanischen Zeitverständnis konfrontiert werden. Die bereits jetzt unheimlich bereichernden Erfahrungen kann uns aber keiner mehr nehmen und auch wir haben bereits viel für’s Leben gelernt!

Auf in das nächste Abenteuer!

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