Nora (links) protokolliert |
Nora Dudene schreibt:
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Noch in der Dunkelheit ging es los mit dem Bus in Richtung Petauke. Während unserer rasanten Fahrt kamen wir an zahllosen Menschen vorbei. Die Menschen hier in Sambia laufen und laufen und laufen scheinbar ziellos am Straßenrand. Kurz vor unserem Ziel hielten wir an einem Markt, wo uns nicht nur Bananen und gekochte Erdnüsse, sondern auch lebendige Hühner durch die Busfenster verkauft werden sollten.
Lagerhalle der Grain Company |
Am nächsten Morgen ging es dann endlich richtig los. Zunächst trafen wir John Mwanza, Board Member von Chakulya sowie der Chairman der Farmer’s Cooperative, die ein Shareholder von Chakulya ist und später Mehrheitseigentümer werden soll. Er führte uns über seine Farm und erzählte uns allerhand über die Art und Weise, wie er nachhaltig Landwirtschaft betreibt und was seine Pläne für die Zukunft sind. Bereits während diesem ersten Treffen wurde uns somit klar, dass John sehr bedeutend für den weiteren Weg von Chakulya und dessen Erfolg sein wird. Den Nachmittag verbrachten wir mit dem Besuch verschiedener Unternehmen, die mit dem Handel von Agrarbedarf und Agrarprodukten beschäftigt sind.
Freitag sollte besonders werden. Früh machten wir uns auf den Weg, denn den Chief lässt man nicht warten - wenn dann lässt er uns warten. Damit der Chief über unsere Anwesenheit und unser Vorhaben in seinem Chiefdom informiert ist und wir ihn somit nicht übergehen, ist es wichtig, dass wir unser Vorhaben in einem persönlichen Gespräch vortragen. Schnell wurde uns klar, dass in diesem Chiefdom alles etwas traditioneller abläuft. Nachdem uns durch den Assistenten Einlass gewährt wurde, mussten wir uns gemeinsam vor dem Chief niederknien und klatschen, bis er uns ein Zeichen gab, dass wir uns setzen durften. Und dann geschah etwas, womit wir nicht rechneten.
Jan auf einem Feld der Farmers Coop. |
Das Wochenende wollte man uns freigeben, damit wir uns ausruhen konnten. Doch wir hatten so viel Energie und solange darauf gewartet in Petauke endlich tätig werden zu können, dass wir darauf bestanden, an Wochenendaktivitäten teilzunehmen. Nachdem Emmanuel den ungläubigen Kollegen dies mitteilte, sagte er nur: „These people do not rest!“
Am nächsten Tag veranstaltete John einen „Field Day“. Er hatte drei verschiedene Sorten Mais angebaut und unterschiedlich gedüngt. Zu dem Field Day war die lokale Farming Community eingeladen und wir verfolgten begeistert, wie enthusiastisch und interessiert die verschiedenen Sorten diskutiert wurden. Die besten Ergebnisse hatte die Sorte erwirtschaftet, die mit organischem Dünger gefüttert wurde. So funktioniert also Knowhow-Transfer mitten im Busch in Sambia. Nur um nochmal zu betonen: wir sprechen von Farmern, die aus einer europäischen Sichtweise im kleinsten Umfang arbeiten. Überwiegend erfolgen die Arbeiten händisch oder mit der Unterstützung durch von Kühen gezogener Pflüge. Einen Traktor habe ich noch auf keiner der von uns besuchten Farmen gesehen. Zum Abschluss des Tages stellte John die sambische Gastfreundlichkeit unter Beweis und wir wurden bei seiner Familie zum Essen eingeladen. Während wir das köstliche Essen verspeisten, beobachteten John’s Kinder und die der Nachbarn jeden unserer Bissen und fotografierten uns, da sie dachten, dass wir ihr sambische Essen nicht essen könnten.
Den Sonntagmorgen nutzen wir für den Besuch eines Gottesdienstes, der von der Reformed Church Zambia gehalten wurde, die ebenfalls ein Shareholder in Chakulya ist. Wir wurden besonders durch die Gemeinde begrüßt und auf eine separate Bank auf Höhe des Altars gesetzt. Diese Sonderbehandlung empfanden wir fast als unangenehm, doch die wunderschönen Gesänge versetzten uns schnell in ein Gefühl von Gemeinschaft und Geborgenheit. Auf dem Rückweg des Gottesdienstes stoppten wir am Haus eines alten Kriegshelden, um Guaven zu kaufen, und lauschten seinen Erzählungen über den Widerstand gegen die Italiener im zweiten Weltkrieg. Bei einem sambischen Bier ließen wir den Tag ausklingen und bereiteten unseren eigenen Schlachtplan für die nächsten Tage vor.
Maisanbau in Petauke |
Die Dinge funktionieren hier mehr oder weniger auf ihre eigene Art und Weise. Die Menschen erwarten viel von uns und arbeiten sehr motiviert und engagiert mit uns zusammen, aber auch wir müssen uns in verschiedenen Punkten anpassen. Wir sind in einem fremden Land. Wir lernen uns in Geduld zu üben und etwas herunterzukommen. Auch das gehört zu einem Projekteinsatz in einer grundsätzlich verschiedenen Kultur.
Nach ein paar entspannten Ostertagen müssen wir nun aufpassen, dass wir nicht selbst in die afrikanische Gemütlichkeit fallen. Vollgetankt mit frischer Energie beginnen wir die neue Woche. Wir haben spannende Dinge geplant, durch die wir Chakulya Grain gemeinsam mit den beteiligten Personen auf Erfolgskurs bringen wollen!
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