Dienstag, 28. November 2017

Gastbeitrag Pamela Bruel: Einsatz in Togo

Mein Einsatz als MoG in Lomé, Togo im Oktober 2017

Ankommen in Lomé

Ich sitze im Flieger, fliege hinein in die Ungewissheit, bin nervös, hab sogar ein bisschen Angst…. frage mich: „Oh mann, Pam, ….wieso nochmal wolltest Du nach Togo, als Manager ohne Grenzen.. zum Arbeiten, in Deiner Urlaubszeit?"…in dem Moment ist mir nach relaxen und ich 
sehne den „ich-tue-2-Wochen-lang-nichts“ - Strandurlaub herbei.

Ich komme Freitag Abend an, bin mental auf alles vorbereitet, was nur schiefgehen kann…
Aber es ist alles gut: Flindjo und Akpene warten auf mich am Flughafen und nehmen mich herzlich in Empfang. Mein Französisch ist nicht gerade optimal (habe ich das letzte Mal in der Schule gesprochen, das ist 20 Jahre her :-)), aber ich habe mir ein paar Sätze zur Begrüßung zurechtgelegt und eine Übersetzungs-App dabei. 
Das gesamte Team wartet auf mich in der Firma Calafi Sarl…ein Mitarbeiter bleibt sitzen und schaut unter sich. Moment mal: ich merke, hier sind alle noch viel nervöser als ich…. Dass ich hier bin, ist wohl für sie mindestens genauso aufregend.

Über den Dächern von Lomé
Ich habe ein schönes, sauberes Zimmerchen und mein eigenes Bad im Firmengebäude - „all in one“ :-)  - obwohl es kein fließendes Wasser gibt, glaube ich, ist das echter Luxus für hiesige Verhältnisse.

Man sagt mir, wir sind in einem „ganz normalen Viertel von Lomé“. Lehmstrassen, abends ist es dunkel dunkel dunkel, da kaum Licht auf der Strasse; Dreckhaufen am Strassenrand, viele Hähne, Hunde, Kinder und Menschen auf der Strasse, die Dinge verkaufen.

motiviertes Arbeiten

Unsere Arbeit

Ich denke das Wochenende darüber nach, wie ich starte, entwerfe eine Präsentation über mich (damit mich alle besser kennenlernen und hoffentlich schnell Vertrauen fassen) und pauke Französisch Vokabeln. Ich habe zwei Aufträge: mit jedem Mitarbeiter zu arbeiten, um sein Arbeitsgebiet zu Professionalisieren ….und die Mitarbeiter als Hub für die Organisation Manager ohne Grenzen (MoG) auszubilden.

Montag morgen, ich halte tapfer meine Präsentation, alle sind da, gebannt, hören zu...und wir beginnen den „Flow“ von 3 Wochen zusammenarbeiten, der - entgegen all meinen Erwartungen - nicht hätte besser sein können. Ich hatte gerechnet mit Akzeptanzproblemen, dass wir erstmal 2 Wochen lang „interkulturell“ warm werden müssen usw. …aber ich stoße auf 
eine hochmotivierte kleine Truppe, die sich zum offensichtlichen Ziel gesetzt hat, alles aus mir „rauszusaugen“, was sie nur können…

Egal welche Idee, ob Rollenspiel, Präsentation an den Chef durch die Mitarbeiter, Dokumentationen….was auch immer, die Mitarbeiter „springen direkt drauf" und haben sichtlich
Spaß dabei. Wir produzieren Ergebnisse und lachen uns kaputt. Besonders stolz sind wir nach dem Treffen mit einer Organisation, die an einem MoG Projekt interessiert ist…und das 
Team zum ersten Mal die Rolle als „Hub Togo" für Manager ohne Grenzen lebt.
Das Team präsentiert sich
Zeit für mich 

Nach den Arbeitstagen sitze ich auf der Dachterrasse in der Dunkelheit im kühlen Wind und bin glücklich.
Ich fühle mich am Puls des Lebens, erlebe jeden Tag etwas, das neu ist, das ich mir nicht hätte vorstellen können… Ich mag diese Intensität, wenn jeder kleinste Schritt, der in der eigenen Kultur normal erscheint, in der Fremde zum Abenteuer wird. 
Noch ein paar Blitzlichter: 
Mein Business Französisch war nach 2 Wochen echt ok...bin froh, dass ich das gewagt habe und finde es interessant, dass das Gehirn das verschollene Wissen so schnell wieder aktivieren kann :-).

Die Nächte waren anfangs grausam, unfassbar laut.. entweder Lärm durch die Nachbarn oder Singen am späten Abend und frühen Morgen in der Kirche nebenan. Nachdem ich eine Woche lang kaum ein Auge zugemacht habe, hat sich mein Körper umgestellt... und zum Glück einfach begonnen, den Lärm zu ignorieren wenn müde. 

Unterstützung aus Deutschland

Helena und Emmanuel von der Organisation MoG in Stuttgart waren immer sofort virtuell da, wenn ich etwas gebraucht habe. Ihre Zuverlässigkeit war super.
Die politische Situation in Togo ist angespannt, aber ich habe mich immer sicher gefühlt. 
Abschied nehmen: Ein Fazit

Abschiedsgeschenk: Maßgeschneidert!
Ich bekomme das schönste Abschiedsgeschenk vom Directeur Générale Lambert: ein massgeschneidertes Kleid :-)

Mein Fazit:
Es hat sich für mich eine neue Welt aufgetan durch diesen Einsatz als Manager ohne Grenzen in Togo. Diese Welt hätte ich mir nicht im entferntesten vorher vorstellen können. 
Vor allem habe ich liebe und grossartige Menschen kennenlernen und mit ihnen gemeinsam etwas erschaffen dürfen.
Obwohl ich jeden Tag 8-10 Stunden gearbeitet habe, fühle ich mich nach den 3 Wochen in Lomé so erfüllt, bereichert und beschenkt….. 
Das hätte ein Strandurlaub niemals vermocht. 
Pamela Brühl 

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Pamela ist als Managerin im internationalen Personalbereich eines namenhaften Autoherstellers tätig. Sie besuchte das Intensivseminar im Februar 2017, bevor sie im Oktober in den Einsatz ging.

1 Kommentar:

  1. Liebe Pmela, vielen Dank für deinen offenen und ehrlichen Beitrag. Ich kann deine Gefühle gerade zu Beginn des Projektes gut nachvollziehen. Ich war beim Intensivseminar im September und plane meinen ersten Einsatz im kommenden Jahr und da habe ich ganz ähnliche Gedanken: reichen meine Sprachkenntnisse, habe ich die richtigen Ideen für das Projekt usw. Dein Beitrag macht Mut und erhöht meine Vorfreude für den Einsatz für und als MOG. Danke dafür, liebe Grüße Klaus

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